Gesundheit im Juni
Spätestens zur Sonnwende und zur Johannisnacht wird der Juni, der nach der römischen Göttin Juno benannt ist, zum „mystischen“ Monat. Denn uralte Kultstätten wie Stonehenge in England offenbaren, dass man schon in der Steinzeit dem Gang der Sonne und ihrem höchsten Stand über dem Himmelsäquator am 21. Juni schicksalhafte Bedeutung beimaß. Der Tag der Sommersonnwende ist der längste im Jahr – und die Nacht entsprechend die kürzeste. Weit im Norden, auf der Höhe des Polarkreises, geht die Sonne zur Sonnwende überhaupt nicht unter. Die „Mitternachtssonne“ und die „weißen Nächte“ werden dort ausgiebig gefeiert.
Im Brauchtum eng mit der Sommersonnwende verknüpft, ist die Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni. Eigentlich ist der Johannistag (am 24. Juni) ein kirchlicher Gedenktag zur Geburt Johannes des Täufers. Aber was in den Kirchen als Hochfest begangen wird, gibt vor allem in ländlichen Gegenden zu archaisch anmutenden Feierlichkeiten Anlass. Das Johannisfeuer wird entzündet, es wird um brennende Scheiterhaufen getanzt, es werden Strohpuppen angezündet, auch geflochtene Räder als Symbol für die Sonne. Und in vielen Alpenregionen werden auf den Gipfeln Bergfeuer entfacht.
Seit Jahrhunderten gibt es diese Mitsommerfeste, wobei das obligatorische Feuer im Volksglauben dazu dient, böse Geister und Dämonen zu vertreiben – und Krankheiten abzuwehren.
Ob die Sommergrippe von unseren hartgesottenen Vorfahren als echte „Krankheit“ oder eher nur als temporäre Unpässlichkeit angesehen wurde, ist nicht überliefert. Auch darf vermutet werden, dass sie mangels neuzeitlicher Einflüsse wie Klimaanlagen oder Zugluft im offenen Auto dazumal nicht so verbreitet war.
Keine wirkliche Grippeerkrankung
Eigentlich wird der Sommer nicht spontan mit „Grippe“ assoziiert, diese wird eher (und zu recht) mit den kalten Jahreszeiten in Verbindung gebracht. Dennoch ist die Sommergrippe nicht so selten. Beim ersten Niesen könnte man noch an Heuschnupfen denken (allergische Rhinitis), kommen dann aber Halsbeschwerden, Husten und Kopfschmerzen hinzu, liegt der Verdacht nahe, dass ein grippaler Infekt die Beschwerden ausgelöst hat.
Bleibt als Trost, dass es sich in aller Regel um keine wirkliche Grippeerkrankung handelt, die durch Influenza-Viren ausgelöst wird und einen ernsten Verlauf nehmen kann. Vielmehr ist die Sommergrippe eine Erkältungskrankheit, die sich meist relativ leicht auskurieren lässt. Deshalb ist der Name „Sommergrippe“ eigentlich irreführend, wie ja auch im Winter die echte Grippe und der grippale Infekt (mit anfänglich ähnlichen Symptomen) umgangssprachlich gerne vermischt werden.
Allerdings wird auch die Sommergrippe zu einem hohen Prozentsatz durch Viren ausgelöst, aber eben nicht durch Influenza-Viren. Eher selten sind zusätzlich Bakterien beteiligt, die (im Unterschied zu Viren) auf eine Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Aufgrund der höheren Temperaturen sind im Sommer häufig andere Erkältungsviren involviert als im Winter. Auch können Reisen ins (sub)tropische Ausland das Immunsystem mit bisher unbekannten Viren konfrontieren.
Die Ansteckung erfolgt entweder über die klassische Tröpfcheninfektion, also durch die Luft durch Husten oder Niesen. Oder sie geschieht auf dem Umweg der Kontaktinfektion, indem man etwa über Türklinken den Krankheitserreger „aufgreift“ und dann unabsichtlich den eigenen Schleimhäuten (z.B. am Mund) zuführt.
Erkältungssymptome lindern
Zu den bereits genannten Symptomen der Sommergrippe wie Husten, Niesen, Hals- und Kopfschmerzen kann Fieber kommen oder u.a. Ohrenschmerzen und Durchfall. Wobei gerade das Fieber bei sommerlichen Temperaturen oder gar bei feucht-warmer Witterung deutlich unangenehmer sein kann als in den kalten Wintermonaten. Tritt das Fieber gleich zu Krankheitsbeginn und sehr heftig auf, ist daran zu denken, dass es sich um eine echte Grippe handeln könnte – die Konsultation eines Arztes ist dann auf jeden Fall angeraten.
Hat einen die Sommergrippe erstmal erwischt, geht es darum, die Erkältungssymptome zu lindern. Je nach Ausprägung der Erkrankung und individueller Betroffenheit der Schleimhäute gibt es dafür eine Vielzahl bewährter Arzneimittel – vom Nasenspray über Erkältungstees bis hin zu Schmerzmitteln wie Paracetamol oder ASS (Acetylsalicylsäure). Auch muss darauf geachtet werden, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers (Gefahr der Dehydratation durch Schwitzen, Durchfall, etc.) mit reichlicher Flüssigkeitsaufnahme auszugleichen. Neben dem vielen Trinken wird auch empfohlen, sich nicht allzu sehr der Sonne auszusetzen und sich Ruhe zu gönnen. Mit etwas Glück sind die Beschwerden dann nach wenigen Tagen verschwunden.
Risiken vermeiden
Am besten ist es natürlich, wenn man der Sommergrippe schon im Vorfeld aus dem Weg geht. Das ist natürlich gerade bei Kindern in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. Denn zum einen gehört es zum Kindsein, sich nicht immer „vernünftig“ zu verhalten – also z.B. in nassen Badesachen zu spielen. Zum anderen ist das Immunsystem der Kinder besonders anfällig.
Für Kinder wie für Erwachsene gleichermaßen gibt es eine Reihe von Vorsichtsmaßnahmen, die alle zum Ziel haben, die Abwehrkraft des Immunsystems aufrecht zu erhalten. Die Abwehrkraft wird durch Klimaanlagen oder Zugluft geschwächt, wenn dadurch die Schleimhäute ausgetrocknet werden. Allzu intensives Sonnenbaden ist bekanntermaßen nicht nur für die Haut schädlich, sondern setzt auch das Immunsystem unter Druck.
Grundsätzlich ist die Sonne aber natürlich nicht schlecht, ganz im Gegenteil: So wird durch das Sonnenlicht die Bildung des immunstärkenden Vitamin D angeregt. Aber vermutlich macht es die Bevölkerung in den mediterranen Ländern genau richtig. Während nämlich die Touristen draußen in der Mittagssonne brutzeln, sitzen die Einheimischen in den Gaststätten oder dort wo es schattig ist.
Hinzu kommen allgemeine Hygiene-Ratschläge wie häufiges und gründliches Händewaschen, eine ausgewogene und leichte Ernährung sowie ausreichendes Trinken – wobei eiskalte Getränke nicht wirklich empfehlenswert sind. Fazit: Der Juni ist ohne die besagte Sommergrippe zweifellos am Schönsten. Für alle, die dennoch von einem grippalen Infekt heimgesucht werden, bleibt als Trost, dass mit dem Juni zwar bereits die Sonnwende kommt, aber meteorologisch ist der Monat erst der Anfang eines hoffentlich vielversprechenden Sommers!
Letzte Aktualisierung: 13.07.2017